Was für ein grandioser Tag und welch hochwertigen Beiträge!

Das Symposium der Deutschen Stiftung für Mediation am 23.11.2019 in Leonberg mit dem Thema „Mediation statt Eskalation“ war ein riesen Erfolg und hat Organisatoren, Referenten und Teilnehmern gleichermaßen Freude, neue Ideen und wertvolle Denkanstöße mitgegeben.

Unter anderem wurden in einem Impuls-Vortrag von Yvonne Welsch die verschiedenen Mediationsstile- und Bereiche vorgestellt. Angefangen von der Darstellung der „evaluative mediation“ über die „facilitate mediation“ ging es über die „Moderation“ bis zur„Klärungshilfe“, die auch als eine besondere Form der Moderation für Teams, Gruppen und Organisationen mit Hierarchien beschrieben werden kann und in der es in erster Linie um „Klarheit & Wahrheit“ geht. Weiter über die „transformative Mediation“, bei der wie bei der „systemischen Mediation“ die Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. Und neben der „Stellvertreter-Mediation“ wurden zu guter Letzt auch die Besonderheiten in der „Shuttle-Mediation“ näher beleuchtet.

Die beiden Mediatorinnen Susanne Krumbacher und Yvonne  Graff widmeten sich dem Thema „Mediation – was braucht es, um im Streit zu kommunizieren“ und hoben hervor, wie wichtig die richtige (innere) Haltung in der Mediation ist. Begriffe wie Wertschätzung, Neugier, Perspektivwechsel, Timing und Offenheit wurden hier angebracht. Diese Haltung wird dann automatisch dafür sorgen, dass Kommunikationsregeln wie „aussprechen lassen, zuhören, sachlich und beim Thema bleiben und die Verwendung von ICH-(statt DU) Botschaften eingehalten werden. Oftmals können die Konfliktparteien auch alleine ohne Mediator leisten. Kommen jedoch zusätzliche Hürden wie Teufelskreise, Blockaden oder Eskalationen mit hinein, ist die Konfliktlösung ohne Begleitung durch einen Mediator meist nicht mehr möglich. In unserer ambivalenten Zeit, die geprägt ist von Multikulti, Freiheit, digitaler Kommunikation und vielen anderen zu mehr Komplexität beitragenden Bewegungen, ist das Erreichen von Klarheit durch eine professionelle Konfliktbearbeitung wichtiger denn je

Claudia Lutschewitz plädierte in ihrem Vortrag „Mediation als Haltung“ für Bewusstheit und mediative Kompetenz im Sinne des homo mediator, wie ihn Joseph Duss von Werdt verstand. Sie startete Ihren Vortrag mit der Frage „Was Harry Potter und Mediation gemein haben“. Zum Ausklang des Vortrages stellte sie das Bildungsprojekt der Deutschen Stiftung Mediation „Mediation als Haltung“ vor und erläuterte, was die Mediation als Haltung im Bildungsbereich bedeutet – nämlich Selbstwirksamkeit und deeskalierende Fähigkeiten, die schon früh und präventiv spielerisch vermittelt sowie im Schulalltag gelebt werden können. Im Projektteil „Clever streiten“ erstellte die Stiftung vier Mappen-Typen (Für Kindergärten, Grund-schulen, weiterführende Schulen und berufsbegleitende Schulen/Universitäten/FH).

„Aus der Friedensmediation“ berichtete Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Glasl. Seine 53-jährige Mediationstätigkeit ermöglichte ihm, u.a. in Südafrika, Nordirland, Kroatien und Israel als Mediator mit zu unterstützen. Sein Bericht zu diesen Tätigkeiten war kurzweilig und fesselnd. Es wurde deutlich, wie mediative Haltung, offene und raumgebende Fragen sowie aktives Zuhören, nicht zu vergessen, die Beharrlichkeit des Mediators, oft unerreichbar scheinende Lösungen
ermöglichen und damit Frieden schaffen können. Sein Vortrag wurde darüber hinaus durch kurze, geschichtliche Hintergrundinformationen gestützt, so dass der Konflikt und seine jeweilige Eskalations-Situation beinahe spürbar im Raum waren. Ferner verdeutlichte der Vortrag den Friedensprozess als Befriedung durch Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Diese unterteilte Glasl, angelehnt an Abraham Maslow, in spirituelle, psychosoziale Bedürfnisse, Sicherheit
und Beständigkeit sowie physiologische Bedürfnisse.

Das Mediations-Motto von Prof. Glasl ist:

„Ein Konflikt ist ein misslungener Versuch einer Entwicklung“

D.h. durch Konfliktbearbeitung sind unglaubliche Entwicklungen möglich. Und genau nach Weiterentwicklung strebt der Mensch an sich ja. Also: Ein Hoch auf den Konflikt und dessen gelungene Bearbeitung! Ein Hoch auf die Mediation!

Heike Dietze-Rogowsky und Jürgen Brandt, die diese Veranstaltung maßgeblich organisierten, haben eine tolle und professionelle Arbeit geleistet und im Namen aller Stiftungsmitglieder, Gäste und Referenten danke ich ihnen für diesen erlebnisreichen Tag.

Ich bin sehr glücklich als Mitglied der Deutschen Stiftung für Mediation deren sich selbst gestellte Aufgabe – das Hineintragen der Mediation in die Gesellschaft – weiter aktiv zu unterstützen.