„Echt jetzt!?! DEM Mitarbeiter soll ich tatsächlich zum Abschied noch eine Mediation schenken?!?“
Genau diese Frage stellte mir kürzlich eine ziemlich aufgebrachte, gleichzeitig verzweifelte Führungskraft in einem Vorgespräch.
Genau diese Frage machte mich sehr nachdenklich.
Genau diese Frage zeigte mir, dass bei Weitem noch nicht allgemein bekannt ist, wofür Mediation das richtige Werkzeug ist, wofür aber auch nicht.

Ein wenig zur Vorgeschichte, damit sich diese Frage etwas besser einordnen lässt. Wobei ich hinzufügen muss, dass ich hier nur eine Perspektive, die der Führungskraft, wiedergeben kann:
Die Führungskraft und ihr Mitarbeiter waren sich schon länger nicht grün, ihre Beziehung war gestört. Erfolgte Mitarbeitergespräche und weitere Maßnahmen zeigten bis dato keine Wirkung und Verhaltensänderung.
Das war der Punkt, an dem die Personalabteilung der Führungskraft vorschlug, den lange dauernden Konflikt mittels Mediation anzugehen.
Und genau in dem Erstgespräch mit der Führungskraft dazu, wurde mir unter anderem die oben genannte Frage gestellt.
An der Stelle möchte ich das Ganze einordnen zum Lernen für uns alle:
Was ist Mediation – und was ist sie nicht?
Mediation ist ein strukturiertes Verfahren zur Konfliktlösung, bei dem eine neutrale dritte Person – der Mediator oder die Mediatorin – die Konfliktparteien dabei unterstützt, eine eigenverantwortliche Lösung zu finden. Sie ist keine Therapie, kein Schiedsverfahren und keine einseitige Intervention.
Wann ist Mediation sinnvoll?
Mediation kann hilfreich sein, wenn:
- beide Parteien bereit sind, sich auf den Prozess einzulassen,
- das Ziel eine gemeinsame Lösung ist,
- die Beziehung weiterhin bestehen soll oder muss (z. B. bei Teamkonflikten),
- eine langfristige Klärung angestrebt wird.
Wann ist Mediation nicht das richtige Werkzeug?
Mediation ist nicht zielführend, wenn:
- wenn eine Partei nicht zur Zusammenarbeit bereit ist
- wenn es um einseitige Schuldzuweisungen geht
- wenn ein bestimmtes Ergebnis angestrebt oder dem Mediator nahegebracht wird
- wenn das Ziel nicht eine gemeinsame Lösung, sondern eine „Rechtsprechung“ ist
Mediation als Abschiedsgeschenk?
Wenn es darum geht, eine belastete Zusammenarbeit in Frieden zu beenden und offene Konflikte zu bereinigen, kann Mediation durchaus sinnvoll sein. Sie kann helfen, beide Seiten mit einem versöhnlichen Abschluss aus der Situation gehen zu lassen – was oft auch für das Unternehmen und den ausscheidenden Mitarbeitenden von Vorteil ist.
Allerdings darf Mediation nicht als Pflichtaufgabe verstanden werden. Ohne die Bereitschaft beider Parteien, sich auf den Prozess einzulassen, wird eine Mediation nicht funktionieren.
Kleiner magischer Exkurs an dieser Stelle:
Selbst wenn es das Ansinnen der Führungskraft war oder ist, die Mediation nur „dem Schein nach“ durchzuführen, kann es gelingen, beide Beteiligte in der Mediation ins Verstehen zu bringen und ganz neue Perspektiven zu eröffnen und so doch für eine unerwartete Klärung anderer Art zu sorgen. Manchmal wird es wirklich magisch. Dafür liebe ich meine Arbeit.
Ganz klar abgrenzen muss ich mich als Mediatorin allerdings, wenn vom Unternehmen ein bestimmtes Ergebnis der Mediation gefordert wird. Solch ein Auftrag ist abzulehnen. Zu den Prinzipien der Mediation gehört neben Freiwilligkeit, Vertraulichkeit und Eigenverantwortung der Beteiligten auch die Ergebnisoffenheit. Weitere Infos zum Prozess und Ablauf der Mediation findet ihr übrigens auch hier:
Fazit
Mediation ist kein Abschiedsgeschenk – sie ist ein Werkzeug zur Konfliktklärung. Wenn es sinnvoll eingesetzt wird, kann es viel bewirken. Doch es muss zur Situation und zu den beteiligten Personen passen. Ein erzwungener Versuch, eine bereits entschiedene Trennung noch einmal aufzuweichen, ist hingegen meist wenig zielführend.